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Ein Film wird zum Hörfilm: Audiodeskription

Audiodeskription, meist als „AD“ abgekürzt oder mit einem durchgestrichenen Auge gekennzeichnet, nutzt textfreie Passagen eines Films für Beschreibungen der visuellen Informationen, die unerlässlich für das Verständnis und die Nachvollziehbarkeit der Handlung sind, z. B.:

  • Identifikation der Sprecher*innen und ihre Beschreibung
  • Ortsangaben
  • Szenenwechsel

Der Umfang des Beschreibbaren richtet sich nach der Länge der Dialogpausen und der Notwendigkeit, die AD an Geräusche und die Filmmusik anzupassen.

Einige Theater, Opern und Museen bieten ebenfalls Audiodeskriptionen an. Für Shows und Sportveranstaltungen werden oft Live-ADs produziert.

Filme und Fernsehsendungen auch blinden und sehbehinderten Zuschauer*innen zugänglich zu machen, ist noch nicht so lange „angesagt“. 1993 strahlt das deutsche Fernsehen erstmalig einen Hörfilm aus. Eine Verpflichtung zur Erstellung barrierefreier Fassungen zum Kinostart existiert erst seit der Novellierung des Filmfördergesetzes 2013. Obwohl seitdem viele Hörfilme produziert werden, ist ihr Programmanteil stark ausbaufähig.

Audiodeskription ist somit eine verhältnismäßig „junge“ Branche. Bisher gibt es keine standardisierte Ausbildung in dem Bereich. Viele Hörfilmautor*innen fanden über andere Berufe zur Audiodeskription und haben zuvor oder auch parallel als Untertitler*innen, Journalist*innen und Filmschaffende gearbeitet.

Durch das Fehlen einer standardisierten Ausbildung ist auch die Frage, was eine gelungene AD ist, Gegenstand angeregter Diskussionen. Inzwischen haben diverse Fernsehsender Qualitätsstandards für die Audiodeskription entwickelt. Zudem gibt es eigene Standards für Hörfilme für Kinder.

In den Anfangsjahren wurden Audiodeskriptionen zumeist in sogenannten „Dreierteams“ erstellt: Zwei sehende und eine blinde Person haben zusammen den Text erarbeitet. Heute wird der Text oft von nur einer Person vorbereitet. Anschließend gewährleistet eine Abnahme durch blinde oder sehbehinderte Redakteur*innen, dass die Filmhandlung nachvollziehbar bleibt. Es ist für die Qualität der Hörfilme unerlässlich, diese Abnahme nicht „einzusparen“.

Bei der Erstellung kann spezielle AD-Software mit framegenauer Bearbeitung entlang des Filmtimecodes verwendet werden. Da die Auswahl an Software begrenzt und kostspielig ist, nutzen viele Bearbeiter*innen Programme für Transkriptionen oder Untertitelung. Auch das separate Abspielen der Videodatei und ein Übertragen der Timecodes in Schreibprogramme sind üblich.

Im Anschluss werden die Texte von professionellen Sprecher*innen im Studio aufgenommen, oft unter der Regie der Autor*innen. Im Bereich Fernsehen wird die Tonspur oft mit dem Originalton abgemischt und ist im Zweikanalton verfügbar oder online zuschaltbar. Im Bereich Kino wird sie zumeist über die APP GRETA als Download fürs Smartphone bereitgestellt. Nach dem Aufrufen der Datei im Kino synchronisiert sie sich anhand des Raumtons, und die AD wird über Kopfhörer ausgegeben. So können Blinde und Sehende Kino gemeinsam unabhängig von Sondervorführungen erleben.

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